Paul Janssen Preis für Dermatologie/Immunologie an Lübecker Forscher
Dr. rer. nat. Christian Karsten (37) aus dem Institut für Systemische Entzündungsforschung (Direktor: Prof. Jörg Köhl) der Universität zu Lübeck, hat den 1. Preis in der Kategorie Grundlagenforschung des diesjährigen Paul Janssen-Preis Dermatologie/Immunologie erhalten. Mit dem Preis würdigt die Janssen-Cilag GmbH herausragende Forschungsaktivitäten dermatologischer und immunologischer Wissenschaftler in Deutschland. Der Janssen Preis Dermatologie wird alle 2 Jahre in den Kategorien Grundlagenforschung und Klinische Forschung vergeben. Honoriert werden jeweils drei Arbeiten in den beiden Kategorien. Die Gesamtsumme des Janssen-Preises beläuft sich auf 40.000 €. Der 1. Preis in der Kategorie Grundlagenforschung ist mit 10.000€ dotiert. Die Preisträger werden durch ein fünfköpfiges, unabhängiges Gremium namhafter Wissenschaftler ermittelt. Der Preis wurde am 02.05. auf der 47. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft verliehen. Dr. Karsten erhielt den Preis für seine Arbeit mit dem Titel: „Anti-inflammatory activity of IgG1 mediated by Fc galactosylation and association of FcγRIIB and Dectin-1“ die im September 2012 in Nature Medicine erschienen ist.
In dieser Arbeit hat Dr. Karsten einen bisher unbekannten Mechanismus beschrieben, über den Antikörper Entzündungsreaktionen hemmen können. Dies ist überraschend, da Antikörper typischerweise eine Entzündungsreaktion verursachen, in deren Folge pathogene Mikroorganismen abgetötet werden. Als Ursache für diese neue Wirkung von Antikörpern konnte Dr. Karsten eine Strukturveränderung der Antikörper ausmachen. So hemmen bestimmte IgG Antikörper immer dann eine Entzündungsreaktion, wenn sie in hohem Maße den Zucker Galaktose tragen. Ihre anti-entzündliche Wirkung entfalten diese hoch verzuckerten Antikörper durch die Quervernetzung von zwei unterschiedlichen Rezeptoren auf Entzündungszellen (z.B. Granulozyten oder Makrophagen). Bisher war bekannt, dass Antiköper an einen der beiden Rezeptoren binden (FcγRIIB). Durch die hohe Verzuckerung erlangt der Antikörper die Fähigkeit an einen Zucker-bindenden Rezeptor zu binden (Dectin-1) und in der Folge beide Rezeptoren zu vernetzen. Dadurch wird in den Entzündungszellen ein Signalweg angeschaltet wird, der Entzündungssignale blockiert. Die Bedeutung dieses neuen anti- inflammatorischen Effektes hat Dr. Karsten in Kollaboration mit der Klinik für Dermatologie (Direktor: Prof. Detlef Zillikens) in einem Modell für blasenbildende Autoimmunerkrankungen der Haut zeigen können. Die Behandlung mit hoch verzuckerten Antikörpern führte zu einer signifikanten Reduktion der klinischen Symptome.
Die Beobachtung von Dr. Karsten deuten auf stärkere Bedeutung von Glykosylierungsprozessen für die Regulation von Entzündungsprozessen hin als bisher angenommen. Tatsächlich, ist seit längerem bekannt, dass in anderen Autoimmunerkrankungen, wie z.B. der rheumatoiden Arthritis, Patientinnen und Patienten im akuten Schub der Erkrankung einen verminderten Anteil an galaktosylierten Antikörpern aufweisen. Die von Dr. Karsten gemachte Beobachtung, dass hoch-galaktosylierte Antikörper eine entzündungshemmende Wirkung haben, bietet eine immunologische Erklärungsmöglichkeit für diese Befunde. Damit könnte die Modulation der Antikörperglykosylierung ein vielversprechender Ansatz zur Therapie von Erkrankungen darstellen, bei denen inflammatorische Antikörper eine pathogenetische Rolle spielen, wie z.B. bei Autoimmunerkrankungen oder allergischen Erkrankungen.